Sheehy-Skeffington, Hanna - Irland
Am
24 Mai 1877 wurde Johanna Mary Sheehy in Kanturk, Cork, Irland, geboren.
Sie wuchs in einer republikanischen Familie auf. Ihr Vater wurde mehrmals
wegen seiner republikanischen Aktivitäten inhaftiert. Als sie zehn Jahre
alt war, zog die Familie nach Dublin und sie besuchte später die St.
Mary's University for Women. Zu dieser Zeit durften Frauen am University
College Dublin oder am Trinity College nicht die gleichen Vorlesungen wie
Männer besuchen, jedoch die gleichen Prüfungen ablegen. Da sie ihren
Abschluss in St. Mary's gemacht hatte, erhielt sie 1902 einen Master in
Französisch und Deutsch von der University College Dublin.
Ihren zukünftigen Ehemann, den Pazifisten Francis Skeffington, lernte sie
als Studentin in Dublin kennen. Die beiden heirateten 1903. In
Übereinstimmung mit ihrem starken Glauben an die Gleichberechtigung der
Geschlechter beschlossen sie, ihre Nachnamen in Sheehy- Skeffington zu
vereinen.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Margaret und James Cousins gründete sie 1908
die Irish Women's Franchise League mit dem Ziel, das Wahlrecht der Frauen
zu erlangen. Später war sie Gründungsmitglied der Irish Women Workers
Union.
Als der Krieg 1914 ausbrach, setzte sich das Ehepaar Sheehy- Skeffington
für den Frieden ein. Über den Aufstand in Irland von 1916 unterschieden
sich die Aktivitäten Hannas von den Ansichten ihres Mannes. Sie
unterstützte die Rebellen in ihren Zielen, da sie in der Proklamation der
Republik Irland die Rechte von Frauen verankert hatten.
Als Hanna Nachrichten für die Rebellen überbrachte, beschloss Francis
selbst aktiv zu werden. Obwohl er Pazifist war, versuchte er eine Miliz zu
organisieren, um die Plünderungen in Dublin zu stoppen und die Ordnung in
der Stadt wiederherzustellen. Francis wurde auf dem Weg nach Hause
verhaftet und nach Portobello Barracks gebracht. Dort wurden er und zwei
Journalisten ohne Anklage auf Befehl von Captain Bowen- Colhurst
erschossen.
Gegen Ende des Jahres 1916 unternahm Hanna auf Einladung der Friends of
Irish Freedom eine Tour durch die Vereinigten Staaten. Vom 6. Januar bis
zum 27. Juni 1917 trat sie auf über 250 Veranstaltungen auf. Sie sprach
über den britischen Militarismus, die britische Regierung, die den Mord an
ihrem Ehemann sanktionierte, und den gerechten Kampf für die Freiheit und
Souveränität Irlands.
Hanna durfte nicht legal nach Irland zurückkehren und musste stattdessen
nach England reisen. Sie versuchte, eine legale Erlaubnis zu erhalten,
aber das kam nicht zustande. So fuhr sie im Juli 1917 mit einem
Dampfschiff nach Dublin. Ihre Ankunft zu Hause blieb nicht unbemerkt und
innerhalb einer Woche wurde sie verhaftet. Im Gefängnis trat Hanna in
einen Hungerstreik. Nach zwei Tagen im Hungerstreik wurde sie entlassen.
Im September 1918 trat sie der Sinn Féin bei und wurde kurz darauf in ihre
Exekutive berufen. Im Mai 1919 wurde sie zur Organisationssekretärin
ernannt und war in erster Linie für die Propagandakampagnen der
Organisation verantwortlich.
Nach der Unterzeichnung der britisch-irischen Waffenruhe im Juli 1921
spielte Hanna eine wichtige Rolle als Vermittlerin bei den
Friedensverhandlungen zwischen Éamon de Valera, Präsident von Dail
Eireann, und Lloyd George, dem britischen Premierminister. Trotz ihrer
Beteiligung an den Verhandlungen lehnten sie und die Frauen von Cumann na
mBan den späteren Anglo-Irischen Vertrag, die Gründung des Freistaates,
die Teilung Irlands und den Treueeid gegenüber dem englischen König, ab.
Zu Beginn des Bürgerkrieges im April 1922 versuchten Hanna und andere
republikanische Frauen erfolglos, die Kämpfe zu beenden. Trotz ihrer
Abneigung gegen den Krieg unterstützte sie die Republikaner, die weiter
für die 1916 ausgerufene Republik kämpften. Auf Wunsch von Éamon de Valera
unternahm sie eine zweite Tour durch die Vereinigten Staaten, die von
Oktober 1922 bis Mai 1923 dauerte.
Nach dem Bürgerkrieg verlor sie ihre Lehrtätigkeit, weil sie sich auf die
Seite der Republikaner stellte und sich weigerte, dem englischen König
ihre Treue zu schwören.
Die britisch ausgerichtete Regierung des Freistaates, die 1923 die
Regierung übernahm, war frauenfeindlich, antirepublikanisch und
opportunistisch.
Im Jahr 1925 wurde Hanna in den Grafschaftsrat von Dublin gewählt. Sie
arbeitete mit der von Maude Gonne gegründeten Women's Prisoners Defense
League zusammen, um republikanischen Gefangenen und ihren Familien zu
helfen.
Sie wurde eine Gegnerin von Éamon de Valera, der mit der Verfassung von
1937 die Rolle der Frauen im Wesentlichen auf die Hausfrauentätigkeit
beschränkte.
1933 überquerte sie die Grenze, um im Namen von republikanischen
weiblichen Gefangenen zu sprechen. Sie wurde deshalb von der
unionistischen Regierung für einen Monat inhaftiert.
Sie gehörte der Leitung des irländischen Hilfskomitees für das
republikanische Spanien an. In Spanien kämpften irische Freiwillige in der
Connolly Columna, eine Einheit des Lincoln Bataillons, die sich nach James
Connolly benannt hatte.
Hanna blieb, wie viele republikanische Frauen, ihrem Glauben treu. Sie war
immun gegen die Verlockung von Macht, Geld oder anderen Vorteilen. Wie
viele der revolutionären Frauen erhielt Hanna keine Rente. Sie arbeitete
bis 1945 weiter als Teilzeitlehrerin und Journalistin.
Hanna Sheehy-Skeffington starb am 20. April 1946.
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Cumann na mBan, die "Liga der Frauen", wurde 1914 als Hilfskorps
gegründet, um die irische Freiwilligengruppe (IVF) zu ergänzen. Ihre
Rekruten hatten verschiedene soziale Hintergründe, hauptsächlich
Angestellte und berufstätige Frauen aus der Arbeiterklasse.
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Der
Anglo-Irische
Vertrag aus dem Jahr 1921 zwischen der britischen Regierung und
Abgesandten der republikanischen Führung in Irland beendete den
Irischen Unabhängigkeitskrieg und besiegelte die Entstehung des
irischen Freistaates. Die Ratifizierung dieses Vertrags war der
Hauptgrund für den Beginn des irischen Bürgerkrieges.
Quelle: Hanna Sheehy Skeffington — Stories from 1916 und
Foto
Hanna
Sheehy Skeffington
(1877 - 1946) - Fenian Graves
„Die
Völker an der Seite der Spanischen Republik“ Verlag Progreß Moskau 1975 S.
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Hanna
Sheehy Skeffington - Wikipedia;