Polakovičová,
Štefania (geb. Wenzlová,
verh. Strozki) - Tschechoslowakei
Sie wurde am 24.
Juli 1911 geboren, war Krankenschwester und Mitglied der Kommunistischen
Partei der Tschechoslowakei (KSČ). Sie lebte in Bratislava. Ihr Vater war
Bergmann.
In Spanien ist sie im April 1937 angekommen und arbeitete im
tschechoslowakischen Feldlazarett JAK in Guadalajara, El Escorlal, Mataro,
Benicàssim und Vic. Štefania war die Frau des Hauptmanns Samuel Strocki,
der Arzt im 15. Armeekorps war. Als sie schwanger war, wurde sie im
September 1938 nach Frankreich geschickt,
Hier beteiligte aktive am Widerstand des französischen Volkes gegen die
deutschen Besatzer. Im Jahre 1941 kehrte sie in die Slowakei zurück wo sie
in der illegalen kommunistischen Bewegung tätig war. Im Jahr 1944 nahm sie
an dem Slowakischen Nationalen Aufstand teil. Nach der Befreiung der
Tschechoslowakei lebte sie in Bratislava.
„Spanien! Spanien! das war der Gedanke mit dem man aufwachte. Mit
Ungeduld wartete man auf die Morgenblätter. Spanien - der Gesprächsstoff
auf Arbeitsplätzen, auf der Straße, überall, wo Menschen zusammenkamen.
Man möchte mittun, man möchte helfen!
Ich bin Krankenpflegerin und habe meinen Beruf immer gerngehabt. Doch
war ich erst recht froh darüber als sich mir durch meinen Beruf eine
Gelegenheit bot, meine Solidarität dem spanischen Volke zu beweisen.
Viele meiner Bekannten und Freunde beneideten mich und alle wünschten
dasselbe tun zu können, obwohl sie in unserer Heimat das ihre Tun, um
die Hilfe für Spanien zu steigern.
Nun las ich den Bericht über das Komensky-Lazarett, das von dem
Hilfskomitee für das demokratische Spanien abgesandt wurde. Ich durfte
mit.
In Portbou, der Grenzstation, trafen wir Spanier aus Süd- und
Nordamerika und aus anderen Ländern, die in ihre Heimat eilten. Sehr
ergreifend war für mich der Augenblick, als wir die Grenze überfuhren.
Alle sangen die republikanische Hymne mit erhobener Faust.
Guadalajara war meine erste Arbeitsstätte. Die Stadt trug Spuren der
Verwüstung durch faschistische Flieger, selbst unweit unseres Hospitals
und im Garten waren Spuren von Bombenanschlägen. Im Hospital waren auch
Kinder untergebracht, deren Heim zerstört war. Der Direktor war dabei
getötet worden, auch die Eltern der Kinder. Wenn die Sirene ertönte.
fingen die armen Kleinen zu schreien an, denn alles bisher Erlebte wurde
wieder lebendig in ihnen. Diese Kinder wurden später evakuiert, zur
rechten Zeit, denn heute liegt die Stadt Guadalajara in Trümmern. Sie
wurde vor kurzem furchtbar bombardiert.
Meine jetzige Arbeitsstätte ist ein ehemaliger Badeort am Mittelmeer.
Die Kranken sind in Villen untergebracht, die früher den Reichen als
Sommeraufenthalt dienten. Hierher übersiedelte das gesamte
Komensky-Hospital und sorgt nicht nur für tschechoslowakische, sondern
für alle freiwilligen Kämpfer. Wir haben viele tapfere und tüchtige
Frauen im Komensky.
Da ist die Ärztin Dora Klein, die ihren Beruf mit Leib und Seele
ausfüllt und nicht nur von den Kranken geliebt wird, sondern auch von
den spanischen Kollegen und Pflegerinnen.
Dann die Ärztin Vlasta Vesela. die, obwohl sie das Klima nicht verträgt,
sich immer wieder emporrafft und mit aller Kraft weiterarbeitet.
Hier ist noch Dr. Alice Glasner und Helenka Petrankova die
Verwalterinnen von Komensky, die sich wie zwei Mütter um ihre
Tschechoslowaken und alle anderen bemühen. Auch durch „Kulturarbeit“
(Alice ist Mitglied der Kultur-Kommission) helfen sie den Verwundeten
die- Zeit zweckmäßig auszufüllen.
Dann ist hier Mirka Koubova, klein und zart von Gestalt, aber
unermüdlich, voll zäher Energie in ihrer Arbeit.
Marie Veselska, eine würdige Vertreterin der Solidarität unserer
sozialdemokratischen Frauen mit dem spanischen Volk, arbeitet in der
Villa Masaryk. Voller Verehrung für diesen großen Demokraten, erfüllt
sie ihre Pflicht im Sinne der besten Traditionen unseres Landes. In
Guadalajara war sie während der schweren Bombardements uns allen ein
Vorbild. Ihr Beispiel lehrt uns täglich, dass die Einheit aller
antifaschistischen und friedenliebenden Frauen eine Voraussetzung
unseres Sieges über den Faschismus ist.
Unsere kleine „Dada“, die keiner politischen Partei angehört, hat in den
gefährlichsten Situationen tapfer auf ihrem Posten ausgeharrt.
Frau Wiesner, die Gattin des tüchtigen, immer gut gelaunten Arztes ist
jetzt, nach kurzem Urlaub, nach Spanien zurückgekehrt. Ein wahrer Segen
für unseren Sanitätsdienst, dass wir sie wiederhaben! Sie hat während
der Schrecken der Brunete-Offensive ruhig und mutig ihre Pflicht getan
und nichts, nicht einmal die Liebe zu ihrem kleinen Sohn Daheim, hielt
sie ab, wieder nach Spanien zu kommen!
Vor Kurzem sind zwei Ärztinnen, Olga und Maria, aus der Tschechoslowakei
gekommen. Mit frischer Kraft haben sie sofort ihren Platz in der Arbeit
eingenommen.
Nicht zu vergessen unsere spanische Kameradin Carmen, die aus
Guadalajara mitgekommen ist. Sie ist der Typus des spanischen Mädels,
das wir daheim oft in Zeitschriften und Zeitungen bewundert haben, „Die
Frau mit Gewehr“! Sie kämpfte im 5. Regiment bei Madrid und arbeitet
jetzt, da keine Frauen mehr im spanischen Heer sind, als tüchtige
Pflegerin im Operations- und Verbandssaal von Komensky. Eine zweite
Kämpferin, Clotilde, ebenfalls aus dem 5. Regiment, arbeitet jetzt in
der Infektionsabteilung mit der gleichen Zähigkeit, mit der sie einst
kämpfte. Und Matilda, die Oberschwester, wie stark und tapfer ist sie!
Überhaupt erwecken die spanischen Kameradinnen, in ihrer ausharrenden
Willenskraft Bewunderung und Erstaunen. In der Infektionsabteilung
arbeiten zwei asturische Frauen, die über Frankreich nach hier gekommen
sind. Eine von ihnen verlor drei Brüder an der Front, Vater und Mutter
und zwei Schwestern durch Bombardement und doch arbeitet sie ruhig und
gelassen, sich in alles fügend, nur von dem Gedanken beseelt, dieser
Krieg möge ein baldiges und siegreiches Ende nehmen.
Ich selber arbeitete anfangs im Operationssaal und meldete mich später
auf die Infektionsabteilung. Noch nie im Leben habe ich mit so viel
Freude gearbeitet, noch nie habe ich so viel Geduld und Verständnis für
den Kranken aufgebracht, wie hier für die Kameraden.
Hier ist die ganze Arbeitsumgebung anders, das Verhältnis zwischen Arzt
und Pflegerin kameradschaftlich. Man nennt sich auch gegenseitig
„Kamerad!“
(Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen
berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 81-85)
Quelle: Státni ústredni archiv v Praze – Fond SFB – Inf. Čislo (sign.):
2209 – Počet listú: 679 - Čislo kartónu: 11;
Moskauer Archiv RGASPI F. 545. 6. 1466, RGASPI F. 545. 6. 30, RGASPI F.
545. 6. 1466
"Wir kämpften mit" von Gusti Jirku und Foto S. 82