Petránková, Helena geb Ackermann - Tschechoslowakei
Sie wurde am 9.04.1904 in Ružomberok/Slowakei in einer jüdisch-orthodoxen
Familie als jüngstes von 8 Kindern geboren. Nach dem Abschluss der
Grundschule besuchte sie das Gymnasium und lernte hier die sozialistische
Literatur und die sozialistische Bewegung kennen. Nach dem Abschluss des
Gymnasiums trat sie als Praktikantin in einer Apotheke ein. Die Praxis war
Voraussetzung für die Zulassung zum Pharmakologie -Studium an der
Karls-Universität.
Nach zwei Jahren an der Universität schloss sie das Pharmaziestudium als
Magister der Pharmazie ab und arbeitete in einer Reihe von Apotheken. Ihre
Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei führte zu häufigen
Entlassungen und schließlich zu Arbeitslosigkeit.
Sie ging im April 1937 von Prag aus nach Spanien und gehörte dem
tschechoslowakischem Feldlazarett Jan Amos Komenský an, das in
Guadalajara, El Escorial, Madrid, Benicàssim und Castellón de la Plana
eingesetzt war. Sie hatte den Dienstgrad Leutnant.
Im Juni 1938 kehrte sie in die Tschechoslowakei zurück. Bis Mai 1939
arbeitete sie in einer Apotheke in Ružomberok. Sie war beteiligt an der
Herstellung und Verteilung von Flugblättern gegen die deutschen Faschisten
und ihren tschechoslowakischen Helfern. Sie musste daher im Juli 1939
illegal die Tschechoslowakei verlassen und ging nach Krakau/Polen. Als die
deutschen Faschisten am 1. September 1939 Polen überfallen hatten,
gelangte sie mit einer Gruppe von Emigranten in die Sowjetunion. In dieser
Gruppe befand sich auch Fred Benedikt, der ihr Partner wurde.
Während des II. Weltkriegs gehörte sie dem 1. Tschechoslowakischen
Bataillon in der Sowjetunion an. Helena wurde mit der Funktion des
Apothekers der Brigade betraut und war verantwortlich für die gesamte
pharmazeutische Versorgung, deren Buchführung und der ordnungsgemäßen
Lagerung der Medikamente. Sie hatte den Dienstgrad Soldat, obwohl sie in
Spanien den Dienstgrad Leutnant hatte. Das tschechoslowakische
Verteidigungsministerium der Exilregierung in London erkannte aber diesen
Dienstgrad nicht an. 1944 erhielt sie den Rang eines Leutnants auf
Initiative des Generals Svoboda. Ihr Lebenspartner Fred Benedikt fiel
Sylvester 1943.
Nach Ende des Krieges fand sie in Theresienstadt ihr 86jährige Mutter
wieder. Alle ihre Geschwister waren von den deutschen Faschisten ermordet
worden.
Helenka diente weiterhin in der Armee und kämpfte für gleiche Rechte von
Frauen in diesem Beruf. Sie erreichte den Rang Oberst.
Die 1950er Jahre brachten ihr Ungerechtigkeit. Sie wurde zusammen mit
vielen "Spanienkämpfern" verhaftet. Sie war 27 Monaten in Haft, darunter
mehrere Monate in Einzelhaft. Trotz der Ungerechtigkeit und des Leidens,
das sie im Gefängnis erlitten hatte, blieb sie ungebrochen. Sie arbeitete
wieder als Apothekerin und in der Gewerkschaft der antifaschistischen
Kämpfer bei der Sozialkommission. In ihrem persönlichen Leben fand sie die
Tochter ihres Lebenspartners Fred, die den Krieg in England überlebt hatte
und deren Kinder sie als Adoptiv-Großmutter verstanden. Ihre Kameraden
erinnerten sich an sie als eine außergewöhnliche Persönlichkeit,
engagiert, freundlich, immer bereit, eine helfende Hand zu geben.
Sie starb am 21. August 1968.
Quelle: Státni ústredni archiv v Praze – Fond SFB – Inf. Čislo (sign.):
2209 – Počet listú: 679 - Čislo kartónu: 11;
Fernanda Romeu Alfaro: Mujeres en las Brigadas Internationales;
Josef Schneeweiß: Keine Führer, keine Götter - Junius edition Wien 1986;
Obětavá lékárnice - Historicky Kaleidoskop - Historicky Kaleidoskop;
Gusti Jirku „Wir kämpften mit“ S. 83
Moskauer Archiv RGASPI F. 545. 6. 1470