Kahle,
Gertrud geb.
Schröder
Gertrud
Kahle wurde am 16.3.1913 in Hamburg geboren. Die Familie zog nach Berlin.
1931 legte sie das Abitur ab und besuchte anschließend das Institut
Goldenberg für Photographie und Graphik.
Über ihre Mitarbeit in einer Sportgruppe bekam sie Kontakt zur Roten Hilfe
Deutschland, das hat ihre politische Entwicklung entscheidend beeinflusst.
Hier lernte sie Hans Kahle kennen, den sie 1932 heiratet. Am 28.März 1933
wurde der gemeinsame Sohn Hans-Peter geboren. Im Frühjahr 1933 muss Hans
Kahle als bekannter kommunistischer Journalist emigrieren.
Ab 1934 lebte sie mit ihrem Sohn unter ihrem Mädchennamen bei ihren
Eltern. Gertrud arbeitete illegal für die Rote Hilfe und unterstützte die
Familien von illegalen, verhafteten oder emigrierten Genossen. Sie
besuchte Familien, übergab Geld, knüpfte Verbindungen und übermittelte
Nachrichten.
Geschickt nutzte sie den Briefwechsel mit ihrem Mann, um mit ihren
persönlichen Schilderungen des täglichen Lebens und der Entwicklung des
kleinen Sohnes, auch Informationen aus Deutschland nach Paris zur
Auslandsvertretung der Roten Hilfe zu übermitteln.
Offensichtlich hat diese sehr junge und schöne Frau ihre Aufgabe perfekt
beherrscht, denn 1934 bekam sie in Paris den Auftrag, die Verbindung zu
Rosa Thälmann wiederaufzunehmen. Sie fuhr mehrmals nach Hamburg, übergab
Geld und nahm Informationen von Rosas Besuchen bei Ernst Thälmann
entgegen.
Einige Male fuhr sie zur Berichterstattung nach Paris. Im Januar 1935
reiste Gertrud, ohne den Sohn, endgültig nach Paris und im Sommer 1935 mit
ihrem Ehemann nach Moskau.
Im Sommer 1936 kehrten beide nach Paris zurück.
Hans Kahle ging im Oktober 1936 zu den Internationalen Brigaden nach
Spanien. Gertrud blieb in Paris und arbeitet bei einer Zeitung und wirkte
im Kreis der deutschen Emigranten. Im Frühjahr 1937 reiste sie für einige
Wochen nach Murcia, um während der Reorganisation der XI. Internationalen
Brigade den erkrankten Ehemann zu betreuen.
Zurück in Paris wurde bei ihr eine starke TBC festgestellt. Sie brachte
mehrere Sanatoriumsaufenthalte hinter sich, konnte aber nie ausgeheilt
werden. Noch rechtzeitig erhielt sie im Juni 1939 ein Einreisevisum nach
England, um bei ihrem Mann zu leben. Hier übernahm sie die Übersetzung für
seine spanischen Erinnerungen.
Ohne ihren Sohn wiedergesehen zu haben, starb sie mit 32 Jahren, am Tag
der Befreiung, dem 08.Mai 1945, in London.
Quellen:
Informationen von Eva Fischer, Tochter Hans Kahle;
Privatfoto Eva
Fiscgher, Tochter von Hans Kahle