Fortus, Maria Oleksandrivna (Fortousse, Maria)
Maria wurde 1900 in Cherson/Ukraine in der Familie eines reichen
jüdischen Bankiers und Reeders geboren. Im Jahr 1913 verließ ihr
Vater die Familie, und Maria und ihre Schwester Adelaida waren gezwungen
arbeiten zu gehen. Sie arbeitete als Stickerin in eine Schneiderei
und zugleich gelang es ihr, die Prüfungen, als externe Studentin an dem
Chersoner Gymnasium für
Jungen,
abzulegen.
1916 trat sie der Partei der Sozialistischen Revolutionäre (SR) bei,
verließ diese aber 1917 und wurde Mitglied in der Kommunistischen Partei
Russlands (B). Als die Oktoberrevolution ausbrach, war Maria dafür
verantwortlich, Kontakt zu den im Gefängnis von Cherson inhaftierten
Bolschewiki zu halten.
1919 war Cherson in den Händen der Weißgardisten und die Schwarzmeerhäfen
wurden von den französischen Truppen besetzt. Maria leistete
kommunistische Propagandaarbeit unter den französischen Soldaten und
Seeleuten in Cherson.
Hier traf sie den spanische Anarchist Ramon Lluch Casanellas, der, auf der
Flucht vor politische Repression in Spanien, als Mechaniker auf einem
französischen Schiff rekrutiert war und später einer der Führer der
Kommunistischen Partei Kataloniens wurde. Sie verliebten sich und begannen
eine Beziehung, die die Schwangerschaft von Maria und die Geburt ihres
Sohnes Ramón zur Folge hatte. Einige Wochen später zog die französische
Regierung ihre Schiffe zurück und Maria und Ramón wurden getrennt.
Während des Bürgerkriegs in Russland war ihr Sohn in der Obhut ihrer
Mutter, während Maria für den Geheimdienst der Roten Armee
arbeitete. Sie war als Kundschafterin in die Armee des ukrainischen
Anarchisten Nestor Machno eingeschleust worden. Ihre Tätigkeit wurde
jedoch enttarnt. Zum Tode verurteilt, wurde sie mit anderen Gefangenen vor
das Erschießungskommando geführt. Ihr Glück war ein großer Messingknopf
auf ihrem Kleid, der die Kugel ablenkte und sie nur schwer verletzte. Dank
der Hilfe der Einwohner, die sie zu den sowjetischen Linien brachten,
konnte sie überleben.
Nach dem Bürgerkrieg lebte Maria mit ihrem Sohn in Moskau. Sie absolvierte
ein Studium an der Kommunistischen Universität der Werktätigen des Ostens
(Коммунистический университет трудящихся Востока). Hier traf sie Ramon
Casanellas wieder, der ebenfalls an dieser Universität studierte.
1929 reisten beide nach Spanien. 1934 kehrte Maria, nach dem Tod
ihres Mannes 1933, nach Moskau zurück. Ihr Sohn Ramon teilte ihr mit,
dass er nach Spanien gehen möchte. Der 16-jährige Ramon reiste 1936
mit der Einwilligung seiner Mutter nach Spanien.
Als Franco die spanische Republik überfiel, bat Maria die sowjetische
Führung, sie nach Spanien zu schickt: "Mein Mann ist dort begraben und
mein Sohn ist auch dort", argumentierte sie. Formal war sie als
Dolmetscherin und Adjutantin bei dem sowjetischen Militärberater Kirill Merezkow eingesetzt. Sie war
jedoch vorrangig als Kundschafterin im Einsatz und war auch an
Kampfhandlungen beteiligt.
1937 wurde ihr Sohn, der einer Flugzeugbesatzung angehörte, getötet, als
sein Flugzeug in der Nähe von Zaragoza abgeschossen wurde.
Während Maria in Spanien kämpfte, wurde ihr Bruder Michail, ein bekannter
Orientalist und Begründer des ersten Instituts für chinesische Studien in
Moskau, verhaftet und dann als "Volksfeind" hingerichtet.
1938 kehrte Maria nach Moskau zurück und trat in die Frunse - Militärakademie
ein.
1941 wurde sie zum Stabschef des Frauenregiments der berühmten Fliegerin
Marina Raskova ernannt. 1942 wurde eine Gruppe spanischer republikanischer
Emigranten in eine Aufklärungseinheit des Geheimdienstes aufgenommen, die
im Hinterland des Feindes operierte. Maria kam als Verbindungsoffizierin
in diese Einheit. 1943 übermittelte sie dem Zentralstab detaillierte
Informationen über das Führerhauptquartier Werwolf, das in der Nähe der
Stadt Winniza ausgebaut worden war.
1943 wurde sie bei Kämpfen ihrer Partisaneneinheit verwundet und ins
Hinterland gebracht. Nach ihrem Lazarettaufenthalt wurde sie der
Aufklärungsabteilung der 3. Ukrainischen Front zugeteilt.
Nach Kriegsende setzte Maria ihren Militärdienst fort. Ihr Dienstgrad war
Oberst. 1955 ging sie in Rente. Sie schrieb ihre Memoiren und
verteidigte in den späten 1950er Jahren eine Arbeit auf dem Gebiet der
Soziologie.
Maria Oleksandrivna Fortus starb 1981.
Quellen:
Fundación Pablo Iglesias (Hrsg.), Los Rusos en España 1936-1939, Madrid
2009;
Information
von
Ana Perez - Asociacion de Amigos de las Brigades Internationales Madrid;
Jews
in The Spanish Civil War - Marxists Internet Archive
S.
32;
http://sidbrint.ub.edu/en/node/13743
www.yadvashem.org/research/research-projects/soldiers/maria-fortus
wikipedia.org/wiki/María_Fortus
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