Ernst,
Melanie geb. Grünberg - Österreich
Melanie
Ernst wurde am 4. April 1893 in Czernowitz in der Bukowina als Tochter von
Isidor Weinberger und Nelly Grünberger(er) geboren. Sie erlernte den Beruf
einer Bankangestellten und gehörte seit 1918/19 dem Wiener Arbeiterrat an.
Sie war aktive Gewerkschafterin und seit 1923 Mitglied der Kommunistischen
Partei Österreichs (KPÖ). Mit ihrem Partner Norbert Badian lebte sie in
Wien.
1933 wurde sie arbeitslos und verdiente sich ihren Lebensunterhalt durch
das Geben von Nachhilfestunden und als Buchhalterin. Während des
austrofaschistischen Regimes war sie am Versuch, illegale
Gewerkschaftsstrukturen aufzubauen, beteiligt. Sie wurde wiederholt
verhaftet. Im Jahr 1935 saß sie wegen Verdachts des Hochverrats im
Gefängnis. Nach ihrer Freilassung emigrierte sie in die Schweiz.
Unter dem Decknamen Emma Bachmayer half sie vom Ort Chur (Schweiz) aus,
Freiwillige zur Teilnahme am Kampf gegen Franco nach Spanien zu schleusen.
Sie baute hierzu in Vorarlberg ein Organisationsnetz auf, das den
illegalen Grenzübertritt in die Schweiz betreute. Dabei wurde diesseits
und jenseits der Grenze auf Funktionäre der Arbeiterbewegung
zurückgegriffen. Den Sicherheitsbehörden in Vorarlberg blieb dies nicht
verborgen; Melanie Ernst wurde am 26. August 1937 verhaftet. Nach der
Strafverbüßung wurde sie aus der Schweiz ausgewiesen und von den Schweizer
Behörden an die französische Grenze gebracht. Von dort ging sie nach
Paris.
Norbert Badian wurde 1934 wegen illegaler politischer Tätigkeit des Landes
verwiesen, ging in die Sowjetunion und 1936 von dort aus unter dem Namen
Hermann Endler nach Spanien. Am 23. Dezember 1937 ging auch Melanie – von
der Schweiz aus – nach Spanien. Sie wurde Schreibkraft im Sanitätsdienst
der Internationalen Brigaden in Albacete und hieß dort Melitta Gruber.
Nach der Auflösung der Internationalen Brigaden im September 1939 war den
Österreichern, darunter auch Melanie Ernst, die Rückkehr in das inzwischen
besetzte Österreich verwehrt. Melanie Ernst ging nach Frankreich. Sie
wurde zunächst zusammen mit anderen österreichischen Interbrigadistinnen
in dem Ort Saint-Zacharie, in dem ein ehemaliges
Gewerkschaftserholungsheim in ein Internierungslager für ehemalige
Spanienkämpfer umgewandelt worden war, festgehalten.
Später beteiligte sie sich in Frankreich am Widerstand gegen die deutschen
Besatzer. Im Herbst 1943 wurde sie aufgrund ihrer Widerstandstätigkeit in
Frankreich verhaftet. Von dort wurde sie in das KZ Ravensbrück deportiert,
wo sie am 22. April 1944 ankam. Sie war Mitglied des internationalen
Lagerkomitees.
Maria Berner erinnerte sich: „Die politische Leitung im Lager hat
eigentlich die Mela aufgebaut. Sie und die Mara Ginsburg, die ist noch
erschossen worden, Ende 1944. … Die Annerl, die neben mir im
Arbeitseinsatz gesessen ist, war sehr stark mit den Tschechinnen und
Polinnen verbandelt. Die Sturm wieder hat sich mehr mit den Deutschen
zusammengetan. So ist eine ganze Reihe von Gruppen entstanden im Laufe der
Zeit. …Anfang 1944 ist die Mela Ernst gekommen. Die hat das Ganze dann
mehr zusammengefasst, die Verbindungen zu den verschiedenen Nationen noch
ausgebaut. Eine schwere Kämpferin ist sie gewesen, illegal tätig schon
seit dem 34er Jahr, zuerst in Österreich, bei den Interbrigaden in Spanien
dann. In Frankreich ist sie schließlich hochgegangen.
So ist es zum illegalen Komitee gekommen, in Ravensbrück. Ich war auch
dabei. Möglichst jede Nation hat eine Vertretung geschickt. Besprochen
hast du dich meist auf der Lagerstraße, um die Mittagszeit, wo es am
wenigsten auffällig war. Da hat sich die SS nicht so viel geschert um uns.
Ohnehin hat sich alles sehr schnell abspielen müssen. … Die Leut mussten
hundertprozentig verlässlich sein. Da hängt ja viel dran, nicht nur dein
Leben, das der anderen auch. …“
Am 23. April 1945 wurde sie gemeinsam mit Lisa Gavrič – als Französin
ausgegeben – mit einem Transport des Schwedischen Roten Kreuzes nach
Schweden evakuiert.
Bis zu ihrem Tod am 8. März 1949 lebte sie in Wien und arbeitete für das
Zentrale Frauenaktiv der KPÖ. 1947 gehörte sie zu den Gründerinnen der
Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und vertrat die
Kommunistinnen im Leitungsgremium der Gemeinschaft. Ihren Partner, Norbert
Badian, hat sie bis zu ihrem Tod nicht mehr getroffen. Dieser kehrte erst
1950 nach Wien zurück.
Quellen: „Für Spaniens Freiheit. Österreicher an der Seite der Spanischen
Republik“. Hrsg:DÖW 1986, S. 49, 94, 100, 323,
„Ich geb Dir einen Mantel, dass Du ihn noch in Freiheit tragen kannst.
Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen. “, Hrsg. Karin Berger,
Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori, Edition Spuren,
PROMEDIA Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 1987,:Maria Berner, „Die
Rettung“, S. 187-197
“BiografiA. Lexikon der österreichischen Frauen“, S. 748-749, Hrsg. Ilse
Korotin, Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar, 2016
Quelle: http://www.doew.at/erinnern/biographien/spanienarchiv-online
Moskauer Archiv RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 30