Chassaing, Thérèse geb. Berkovitch Tauba, Osbert,
Thérèse
Sie wurde am 21. Februar 1908 in Odessa/Ukraine geboren.
Tauba kam aus Russland nach Warschau/Polen. Mit einem Nansen-Pass
reiste sie im Juni 1926 aus Warschau nach Frankreich. Sie schloss sich der
Kommunistischen Jugend im August 1927 und der Französischen
Kommunistischen Partei im Mai 1928 an. Am 24. März 1929 wurde sie während
der Konferenz der Kommunistischen Partei der Region Paris in Clichy, an
der sie als Delegierte teilnahm, nach einer Auseinandersetzung mit der
Polizei festgenommen und aus Frankreich ausgewiesen. Tauba verließ Paris und lebte in
Lothringen. Hier wurde sie am 22. Dezember 1931 vom Gericht in Briey zu 20
Tagen Haft wegen Verletzung einer nicht befolgten Ausweisungsverfügung
verurteilt.
In Belgien angekommen kämpfte sie aktiv für die Belgische
Kommunistische Partei, insbesondere in den Reihen der Frauensektion und
den mit ihr sympathisierenden Massenorganisationen. Aufgrund dieser
politischen Aktivität erhielt sie im März 1931 einen Abschiebebefehl. Im
Juni 1931 wurde sie verhaftet und zurück zur Grenze eskortiert.
Sie kehrte dann nach Frankreich zurück. Um eine erneute Ausweisung zu
verhindern und eingebürgert zu werden, ging sie im August 1931 eine “weiße
Ehe” mit dem Kommunisten Henry Chassaing ein.
Nach ein paar Monaten Aufenthalt bei Marguerite Chapon lebte sie von
Januar 1932 bis März 1933 in Nancy, zuerst allein, dann mit Raymond
Vincent, dem Leiter der kommunistischen Zeitung „La Lorraine ouvrière et
paysanne “.
Tauba wurde Tania oder auch Jeanne genannt, kümmerte sich politisch
aktiv um polnischen Arbeitskräfte in Lothringen. Von der Polizei wurde sie
als Verantwortliche für die politische Arbeit im Auftrag der Parteiführer
in Meurthe-et-Moselle angesehen und ihr wurde vorgeworfen, daß sie auf
Veranstaltungen über den Amsterdamer Weltkongresses gegen den
imperialistischen Krieg (27.8. – 29.08.1932) sprach.
Im September 1932 wurde sie erkannt, als sie Flugblätter des Comité
nancéien d’initiative pour la lutte contre la guerre impérialiste (Nancys
Initiativkomitee für den Kampf gegen den imperialistischen Krieg)
verteilte. Von der Kommunistin Freida Strykowska erhielt sie verbotenen
ausländischen Zeitungen, die sie an ausländische Arbeiter verteilte.
Im April 1932 stellte der Präfekt
von Meurthe-et-Moselle den Antrag an die Justizministerin, daß Tauba wegen
ihrer politischen Tätigkeit durch das Gericht in Nancy die französische
Staatsangehörigkeit wieder aberkannt werden sollte.
Seitens
des
Gerichts wurden die Kommission zur Verhinderung militärischer
Provokationen, Ungehorsam und anarchistischer Propaganda mit Ermittlunng
gegen sie beauftragt. In diesem Zusammenhang erfolgten im Juni und
Dezember 1932 bei ihr Hausdurchsuchungen. Die beschlagnahmten Materialien
befaßten sich mit dem Kampf für den Frieden.
Sie kehrte nach Paris zurück. Auch hier blieb sie von
Hausdurchsuchungen nicht verschont. Gefunden wurden antimilitaristische
Flugblätter, verbotene Zeitungen und es wurde auch ihre Verbindungen zu
einem Aktivisten festgestellt, der von der Polizei als staatsgefährdent
eingeschätzt wurde. Im Anschluss daran wurde erneut ein Antrag des
Innenministeriums gegen ihre „weißen Ehe“ ermittelt, die nach die nach
Meinung des Gerichtes nur zur Deckung ihrer politischen Tätigkeit und
Erlangung der Staatsbürgerschaft geschlossen wurde,
Besonders wurde ihr zur Last gelegt, daß sie in der
Internationalen Roten Hilfe und im Weltfrauenkomitee gegen Krieg und
Faschismus aktiv war. Mit Urteil der Ersten Kammer des Zivilgerichts des
Departements Seine in erster Instanz vom 19. Juni 1935 wurde diese als
Nichtigkeitsklage abgewiesen. Die Dienststellen des Innenministeriums
forderten den Präfekten auf, sie weiterhin durch die Polizei weiterhin
genau überwachen zu lassen
Im März 1937 ging sie als Freiwillige in die Spanische Republik, wo sie
bis Februar 1938 im Stab der Internationalen Brigaden in Albacete als
Redakteurin der Zeitung „Le Volontaire de la Liberté“ tätig war.
Tauba kehrte nach Paris zurück. Nach der deutschen Besetzung
Frankreichs nahm wurde sie im Widerstand aktiv Am 27. Juni 1941 wurde sie
verhaftet und kam in das Gefängnis von Petite Roquette. Am 16. September
1941 wurde sie in das Untersuchungsgefängnis von Châteaubriant verlegt,
kam danach, am 12. Mai 1942, in das Lager Aincourt (Seine-et-Oise), dann
ins Camp Gaillon und schließlich nach La Lande in Monts (Indre-et-Loire).
Dort wurde sie darüber informiert, dass ihre französisch
Staatsangehörigkeit entzogen wurde. Tauba wurde am 20. Januar 1944 in das
KZ Auschwitz deportiert und von dort in das KZ Ravensbrück.
Am 22. Mai 1945 kehrte sie nach Frankreich zurück, erhielt die
französisch Staatsangehörigkeit wieder, durch den Beschluss vom 24. Mai
1944.
Sie wurde Leiterin der Zentralkommission für Kinder von UJRE, später
Leiterin eines Hauses in Montreuil-sous-Bois, das die Waisen von Arcueil
aufnahm und schließlich widmete sie ihre Arbeit jüdische Kindern.
Tauba wurde Schatzmeisterin des medizinisch-pädagogischen Vereins "La
Forge" von Fontenay-aux-Roses. Von Henri Chassaing wurde sie am 22. Februar 1959 geschiede. Per
Dekret erhielt sie am 7. März 1968 den Namen Osbert, Thérèse.
Thérèse Chassaing ist am 19. August 1975 in Villejuif (Val-de-Marne)
gestorben.
Quelle: Volontaires Espagne républicaine - Maitron;
http://chs.huma-num.fr/exhibits/show/marty-et-les-brigades-internat/marty-et-les-brigades/portraits-et-lettres-de-brigad
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