Bohunicki, Adela Dr.
(Anka)
Deckname Arca Poca
Sie wurde am 20. Mai 1905 in Slavonski Brod (Österreich-Ungarn Monarchie,
heutiges Kroatien) geboren.
Nach dem Gymnasium begann Adela ein Medizinstudium in Zagreb. Sie engagierte
sich im marxistischen Club Athene und trat 1928 der Kommunistischen Partei
Jugoslawiens (KPJ) bei. Sie wurde verhaftet, weil sie eine
Gewerkschaftsversammlung einberufen hatte. Sie beschloss daraufhin, nach
Graz (Österreich) zu emigrieren, wo sie ihr Studium abschloss. Anschließend
arbeitete sie von Juni 1930 bis Februar 1932 in einem Krankenhaus in
Mannheim (Deutschland), während sie gleichzeitig in der Kommunistischen
Partei Deutschlands (KPD) aktiv war. Nach einer kurzen Rückkehr nach Graz
zog sie schließlich nach Prag, wo sie eine der Leiterinnen des technischen
Apparats der der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) wurde. Die
tschechoslowakische Hauptstadt war zu einem wichtigen Zentrum der
Exilparteiführung und zu einem Zufluchtsort für viele jugoslawische
Studenten und Arbeiter geworden, die ab Januar 1929 durch die Diktatur von
König Alexander I. verfolgt wurden.
Ihre Aktivitäten, zu denen der Druck und die Verbreitung des KPJ-Organs
Proleter, Verbindungen nach Jugoslawien und die Aufnahme von Mitgliedern
gehörten, führten dazu, dass sie im April 1936 erneut verhaftet, aber bald
wieder freigelassen wurde.
Adela war eine der ersten jugoslawischen Freiwilligen, die Ende Dezember
1936 Prag verließen, um nach Spanien zu gehen. Als sie am 13. Januar 1937 in
Albacete ankam, wurde sie dem Hospital Pasionaria und später dem Hospital
Universitad in Murcia zugeteilt.
Als die Hospitäler in Murcia im April 1938 nach der Franco-Offensive in
Aragonien, die das republikanische Gebiet in zwei Teile teilte, evakuiert
wurden, ging sie wie die anderen Freiwilligen nach Katalonien und setzte
ihre Arbeit im Hospital von Mataró nördlich von Barcelona fort. Adela
engagierte sich sehr in der Frauenorganisation Dones de Catalunya. 1938
wurde sie in die Kommunistische Partei Spaniens (PCE) aufgenommen.
Adela blieb bis zur Retirada in Katalonien und überquerte am 7. Februar 1939
mit einer Gruppe von Schwerverletzten die französische Grenze. Sie wurden
mit einem Lastwagen von Brive nach Juillac (Corrèze) gebracht.
Adela floh im April 1939 aus Juillac mit einer polnischen Laborantin, die
sie in Murcia kennengelernt hatte. In Paris kam sie bei Arbeitern
unter, vermied Polizeirazzien und beantragte als slowakische Staatsbürgerin
bei der tschechoslowakischen Botschaft ein Visum, um nach Jugoslawien
zurückzukehren.
Sie erhielt einen Nansen-Pass und reiste zu ihren Eltern nach Slavonski
Brod. Am 17. Juni 1939 wurde sie im Haus ihres Bruders in Vinkovci verhaftet
und nach Belgrad überstellt. Sie weigerte sich, die Fragen der Polizei zu
ihrer Tätigkeit in Prag, Spanien und Paris zu beantworten.
Am 3. Juli 1939 wurde sie nach Ungarn abgeschoben. Der Reisepass wurde ihr
abgenommen, da er als ungültig betrachtet wurde. Nach mehreren Monaten Haft
wurde sie schließlich in die Slowakei abgeschoben. Hier fand sie im
September 1942 eine Anstellung im Krankenhaus von Martin.
Im August 1944 schloss sie sich dem Widerstand an und trat in den
Gesundheitsdienst der Brigade Milan Ratislav Štefanjik ein. Die Brigade
wurde vom sowjetischen Oberstleutnant Pjotr Velitschko aufgestellt und
bestand aus drei Bataillonen, einem sowjetischen, einem französischen und
einem slowakischen.
Adela kehrte nach der Befreiung nach Belgrad zurück und arbeitete bis April
1946 im Krankenhaus von Dedinje und anschließend in einer Kinderklinik.
Adela wurde 1949 im Zuge der ideologischen Auseinandersetzung zwischen
Jugoslawien und der Sowjetunion verhaftet und verbrachte 5 Jahre im
Gefängnis. Im Februar 1954 wurde sie freigelassen und nahm ihren Beruf
als Kinderärztin in Pančevo (Serbien) und Sarajevo (Bosnien) wieder auf.
Sie nahm an den Aktivitäten der Vereinigung jugoslawischer Spanienveteranen
(UJDŠRV) teil und blieb ihrer politischen Überzeugungen ihr Leben lang treu.
Adela Bohunicki starb 1978 in Belgrad, Jugoslawien, dem heutigen Serbien.
"Dr. Anka Poco (Bohunicki, Adela), die kroatische Ärztin und gegenwärtig
Direktor-Stellvertreterin des Hospitals „Federica Montseny“ in Murcia,
arbeitet seit fast einem Jahr in Spanien. Sie ist zu still und bescheiden,
um viel über sich zu sagen. Desto mehr würden die Verwundeten von ihr
erzählen können, für die sie ihre ganze Kraft einsetzt. Desto mehr die
Kinder des Heimes „General Lukasc“, die unter ihrer mütterlich-ärztlichen
Obhut stehen. In dem nachfolgenden Bericht ist darum auch wenig von Anka
selber zu finden und eben das ist für sie bezeichnend.
„Als ich von der Sanitätshilfe in Spanien hörte, war es sofort mein
größter Wunsch, dort mitzuhelfen. Der Kampf in Spanien wurde für die
Antifaschisten aller Länder zur brennendsten Frage.
Hilfe für Spanien galt jedem als höchste Aufgabe! Auch ich wollte um diese
Arbeit willen jede andere lassen. Wie lächerlich wirken die Artikel in
verschiedenen Zeitungen, die davon berichten, dass Intellektuelle und
Arbeiter nach Spanien gelockt und dann an die Front geschickt werden.
Niemand brauchte uns nach Spanien zu „locken“ und an die Front geschickt
zu werden ist für alle von uns, ja ganz besonders für uns Frauen, eine
besondere Freude und Auszeichnung.
Wie oft haben wir, Kameraden und Kameradinnen aus Jugoslawien,
Diskussionen mit der eigensinnigen Milica (Olga Dragić-Bjelovic) und Lisa
(Elisabeth Gavrič) geführt, denn die beiden sind unzufrieden, weil man
ihnen schon lange „die Front versprochen“ hat. Die eigensinnige Milica
drohte die Disziplin zu brechen. Es war nicht leicht, ihr begreiflich zu
machen, dass die Arbeit in den Hinterland-Hospitälern nicht weniger
wichtig ist.
Ich erinnere mich, mit welcher Bewunderung und auch mit etwas Neid man
mich betrachtete, als ich endlich nach Spanien fahren konnte. Wie viele
Tausende würden gerne sofort aus Jugoslawien hierherkommen! Und die, die
schon hier sind, unter welchen Schwierigkeiten sind sie hergekommen. Lange
Strecken zu Fuß, manchmal ohne Geld oder mit wenigen, das sie durch den
Verkauf ihres Hab und Gut daheim erworben hatten. Ja, wenn wir einmal
feststellen würden, welche ungeheuren Hindernisse und Kämpfe tausende
Kameraden und Kameradinnen aller Kontinente überwanden, um hierher zu
kommen, dann gäbe es ein völlig neues Kapitel in der Geschichte der
Menschheit.
Viele von unseren verwundeten Kameraden legen sich mit so viel Gleichmut
auf den Operationstisch, mit so erstaunlicher Ruhe, dass ich zuweilen
denken muss: Wissen sie, dass dies ein Operationstisch ist, oder halten
sie es für ein Chaiselongue? Sie haben eben weit schrecklichere Erlebnisse
hinter sich, als eine Operation. Aber auf den Schmerz reagieren alle
verschieden. Der Balkaner fängt zu schimpfen an, der Engländer schweigt,
Franzosen und Italiener kritisieren alles, was in ihre Nähe kommt, der
Deutsche philosophiert und diskutiert über die Ursachen des Schmerzes und
zum Schluss sagt er: Scheiße! Der Spanier verlangt nach Zärtlichkeit und
ruft „madre mia“!
Die Tröster und Freunde unserer Kameraden sind 307 an der Zahl. Es sind
die Kinder des „Campo de Ninos General Lukasz“. Sie besuchen uns und
bringen Heiterkeit und Lebensfreude in das Hospital. Sie sind wirklich
„unsere“ Kinder geworden. Im Hospital Pasionaria veranstalteten Kameraden
einen Film mit Reportage aus Madrid. Schrecken und Nervositäten spiegelten
sich in den Gesichtern der Kinder, als sie die Bombardierung von Madrid
sahen. Viele erkannten die Straßen und Stadtviertel wieder, in denen sie
gewohnt hatten. In Zukunft müssen wir vermeiden, ihnen solche Filme zu
zeigen. In den nächsten Tagen werden die Kameraden den Kindern Schuhe und
Kleider und Strümpfe schenken. Alle Sorgen unserer Kameraden gelten den
Kleinen.
Manchmal wurde uns die Frage gestellt, warum wir nach Spanien gekommen
sind. Uns ist es klar. Jede Antifaschistin, die hier als Ärztin, Pflegerin
oder Hilfskraft mit mütterlicher Aufopferung ihre menschliche Pflicht
erfüllt, beweist in ihrer täglichen Arbeit, warum sie nach Spanien
gekommen ist.“ (Auszug aus „Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen
vieler Nationen berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku, S. 76-79)
Quelle: Čedo Kapor: Za mir i progres u svijetu - Svjetlost štampa Verlag
Sarajevo, 1999
Kampf den Tode von Gusti Jirka S. 57
Archiv Moskau RGASPI. F. 545. Op. 6. Ä. 48, RGASPI 545-6-30, RGASPI
545.6.1525
Vjeran Pavlakovic „Jugoslav volunteers in the Spanish Civil War“;
International Newsletter of Communist Studies XX/XXI (2014/15), nos.
27-28 - Avgust Lešnik Ksenija Vidmar Horvat University of Ljubljana
Slovenia - The Spanish Female Volunteers from Yugoslavia as Example of
Solidarity in a Transnational Context
Foto aus "Wir kämpften mit! Antifaschistische Frauen vieler Nationen
berichten aus Spanien“ von Gusti Jirku
Hervé Lemesle „Parce que tout ce qui est difficile était facile »? Les
femmes de Yougoslavie et la guerre d’Espagne“
https://maitron.fr/spip.php?article246607
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