Bohny-Reiter, Friedel

Friedel wurde am 20. Mai 1912 in Wien geboren und 1914 mit anderen Kindern aus Wien evakuiert. Während der Kriegsjahre war sie in Melk an der Donau untergebracht. Ihr Vater starb an der Front. 1919 kehrte sie nach Wien zurück und gelangte später mit einem, vom Schweizerischen Hilfskomitee organisierten Kinderzug, in die Schweiz. Ihre Schul- und Ausbildungszeit verbrachte sie bei einer Pflegefamilie in Kilchberg. Sie erhielt eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. 1940-1941 arbeitete sie in Florenz. Am 12. November 1941 arbeitete sie für die „Kinderhilfe“ des Schweizerischen Roten Kreuzes im Internierungslager Rivesaltes bei Perpignan. Dieses Lager nahm, wie viele andere in Frankreich, jüdische, jennische und spanische Familien auf, die in dem nicht besetzten Gebiet lebten oder dorthin geflüchtet waren. Dank der jungen Baslerin wurden zahlreiche Kinder vor dem sicheren Tod in Auschwitz bewahrt. Sie kämpfte Tag für Tag gegen Schrecken und Schuld. «Wir sind zu Komplizen dieses Menschenhandels geworden», klagte sie voller Bitterkeit. Viele dieser Fragen beschäftigen die humanitären Hilfsorganisationen heute noch. Doch Friedel hat gehandelt. In Südfrankreich lernte sie August Bohny kennen und sie heirateten im Frühjahr 1944, gründeten eine Familie und verbrachten fast 60 arbeitsreiche Jahre zusammen.

Friedel Bohny-Reiter starb am 18.12.2001.

Quelle: Helena Kanyar Becker: Vergessene Frauen - Schwabe Verlag Basel 2010

 

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